Neurophysiologie

Neurophysiologie

In der Klinischen Neurophysiologie stehen folgende diagnostische Verfahren zur Verfügung:

  • Elektroenzephalographie (EEG) einschließlich Schlafentzugs-EEG
  • Evozierte Potentiale
    • AEP (akustisch evozierte Potentiale)
    • VEP (visuell evozierte Potentiale)
    • SSEP (somatosensorisch evozierte Potentiale)
  • Elektroneurographie motorischer und sensibler Nerven
  • Elektromyographie (EMG)
  • Ultraschalluntersuchung (Dopplersonographie) der hirnversorgenden Gefäße

Mehr Informationen zu den einzelnen Untersuchungsmethoden:

Elektroenzephalographie (EEG)

Die Elektroenzephalographie ist eine Methode zur Messung der Gehirnströme. Es werden die natürlichen Spannungsschwankungen der Hirnrinde abgeleitet. Hierfür werden Metallplättchen mit Hilfe einer Haube auf die Kopfhaut aufgebracht. Die Hirnstromwellen werden anhand ihrer Frequenz, Wellenhöhe, Steilheit und Lokalisation auf der Gehirnoberfläche beurteilt. Das EEG wird zur Diagnostik epileptischer Anfälle, von Herdbefunden, Allgemeinveränderungen und Schlafstörungen eingesetzt. Bei psychiatrisch erkrankten PatientInnen wird das EEG vor allem zum Monitoring möglicher Medikamentennebenwirkungen durchgeführt. Im Rahmen des Konsiliardienstes im Krankenhaus München Schwabing kommt das EEG vor allem auf den Intensivstationen zur Beurteilung unklarer Bewusstseinsstörungen zur Anwendung. Eine Routine-EEG-Ableitung dauert ca. 30 min. Die Ruheableitung mit geschlossenen Augen kann durch Provokationsmethoden ergänzt werden, wozu Flackerlichtuntersuchung (Stroboskop), Hyperventilation (vertieftes Ein- und Ausatmen) sowie Schlafentzug gehören.

Dopplersonographie (Ultraschalluntersuchung)

Die Dopplersonographie der hirnversorgenden Gefäße beurteilt den Blutfluss und die Beschaffenheit der Gefäßwände, um mögliche krankhafte Veränderungen wie Gefäßverengungen (Stenosen) oder Verschlüsse sowie Gefäßwandeinrisse (Dissektionen) und Gerinnsel (Thromben) festzustellen. Die Dopplersonographie ist eine Routine-Methode zur Untersuchung von Gefäßerkrankungen, die vor allem bei Schlaganfallserkrankungen unabdingbar ist. Sie wird zum einen zur Erstdiagnostik krankhafter Gefäßveränderungen eingesetzt und ist zum anderen eine wichtige Verlaufsuntersuchung, z. B. auch nach der Behandlung einer Gefäßverengung durch eine Operation oder eine Stent-Anlage. Mit Hilfe eines Kontrastmittels kann zudem nach einer Emboliequelle (Embolus = Gerinnsel) im Herzbereich gesucht werden, wenn typischerweise im Bereich der Herzwand zwischen der rechten und linken Kammer eine offene Stelle, ein sog. Foramen ovale, vorliegt. Die Dopplersonographie ist eine risikolose und schmerzfreie Untersuchung.

Elektroneurographie

Die Elektroneurographie bedeutet die „Aufzeichnung“ der Funktion eines elektrisch erregten sensiblen oder motorischen Nerven. Die Elektroneurographie wird wegen der Messung der Nervenleitgeschwindigkeit häufig auch mit NLG abgekürzt. Mit dieser Methode können Nerven des peripheren Nervensystems auf ihre Funktionsfähigkeit getestet werden, wofür vor allem die Erfassung der Nervenleitgeschwindigkeit, der Amplituden und der Latenzen einer Reizantwort wichtig ist. Hierzu werden in der Regel Oberflächenelektroden über bestimmten Haut- bzw. Muskelarealen angebracht und die entsprechenden Nerven durch eine Stimuluselektrode über den entsprechenden Arealen gereizt. Dazu werden nur geringe Stromstärken im Milliampere-Bereich verwendet, die risikolos sind. Mit dieser Untersuchung werden vor allem Erkrankungen des peripheren Nervensystems, wie z. B. einer Polyneuropathie oder eines Karpaltunnelsyndroms eingesetzt (häufig bei Diabetes mellitus). Eine ergänzende Untersuchung stellt hierzu die Elektromyographie dar.

Elektromyographie

Die Elektromyographie ist eine Untersuchung der Muskulatur und dient zur Analyse von Erkrankungen im Bereich des peripheren Nervensystems und speziell zur Diagnostik von spezifischen Muskelerkrankungen. Bei dieser Untersuchung wird kein Strom appliziert, sondern die eigene Aktivität des Muskels durch eine Nadelelektrode apparativ dargestellt. Wichtig für diese Untersuchung ist es, im Vorfeld zu klären, dass keine Gerinnungsstörung aufgrund einer Erkrankung oder einer Medikamenteneinnahme (z. B. Marcumar®) vorliegt. Ansonsten ist die Untersuchung risikoarm.

Evozierte Potentiale

Die evozierten Potentiale (EP) testen Nervenstrukturen/-bahnen im Bereich des Zentralnervensystems. Hierbei werden periphere Rezeptoren des sensiblen, optischen und akustischen Systems stimuliert (sensibler Nerv, Auge, Ohr). Die Reizantwort kann mit Hilfe von Oberflächenelektroden, ähnlich der EEG-Untersuchung, über ganz bestimmten Hirnarealen, aber auch im Bereich des Rückenmarks abgeleitet werden. Die Untersuchung ist vor allem zur Diagnostik der Multiplen Sklerose wichtig, wird aber auch bei anderen Erkrankungen eingesetzt und dient des Weiteren als prognostischer Parameter in der klinischen Beurteilung bewusstloser PatientInnen.

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