Neuronale Plastizität
Angsterkrankungen wie die Posttraumatische Belastungsstörung (PTBS), Generalisierte Angststörung, spezifische und soziale Phobien, Panikstörung und Agoraphobie gehören zu den häufigsten psychischen Erkrankungen in Europa. Der Erfolg therapeutischer Interventionen ist limitiert, was zu einem großen Teil auf unser mangelhaftes Verständnis von zellulären und molekularen Grundlagen dieser Krankheiten zurückzuführen ist. Unsere Arbeitsgruppe befasst sich deshalb mit der Etablierung und Untersuchung von Mausmodellen für verschiedene Angststörungen. In diesem Zusammenhang findet insbesondere das körpereigene Cannabissystem (Endocannabinoidsystem) unsere Beachtung, da ihm eine wichtige Rolle bei der Überwindung von Furcht- und Angstzuständen zuzukommen scheint und es eine Vielzahl von Ansatzpunkten für pharmakologische Interventionen bietet.
Unsere Studien kombinieren verschiedene methodische Ansätze, wie z. B. in vivo-Elektrophysiologie, Optogenetik, Pharmakogenetik, in vivo-Mikrodialyse, Verhaltenspharmakologie und in vivo-Bildgebung an gentechnisch veränderten Mäusen. Unsere Mitarbeiter verfügen über ein fundiertes Wissen auf den Gebieten der Verhaltensbiologie, Pharmakologie, Psychologie und Elektronik. Unser hauptsächliches Forschungsinteresse gilt folgenden Themen:
Ein Mausmodell der PTBS – diagnostische Kategorien, biologische Grundlagen und therapeutische Interventionen
Mit unserem Mausmodell der PTBS konnten wir Hirnregionen und molekulare Mechanismen identifizieren, die der Aufrechterhaltung von PTBS-Symptomen zugrunde liegen. Von diesen Untersuchungen erwarten wir neue therapeutische Ansatzmöglichkeiten, deren Umsetzbarkeit in die klinische Praxis in enger Zusammenarbeit mit der Klinik unseres Instituts diskutiert wird.
Furcht und generalisierte Angst
Auf der Grundlage der klassischen und operanten Konditionierung arbeiten wir mit Mausmodellen für expositionsbasierte Therapien und deren pharmakologische Verstärkung. Hierbei liegt ein besonderes Augenmerk auf der Rolle von Endocannabinoiden und Endovanilloiden. Die verhaltenspharmakologischen Ansätze werden mit in vivo-Bildgebung, Optogenetik und Pharmakogenetik verknüpft.
Keine Panik! Panikattacken und Agoraphobie
Nach wie vor ist unser Verständnis der Ursachen von Panikattacken und Agoraphobie rudimentär. Wir entwickeln Tiermodelle für die Agoraphobie, die auf inhibitorischem Meideverhalten basieren. Mit ihrer Hilfe untersuchen wir die Bedeutung des Sicherheitslernens als mögliche therapeutische Intervention. Besonders interessieren uns die Rückfallprophylaxe und die Entkopplung von narrativen aversiven Gedächtnisinhalten und implizit verknüpften Furchtreaktionen. Um die Validität der Experimente zu verbessern, stehen wir in einem regen Erfahrungsaustausch mit der Ambulanz für Angsterkrankungen unseres Instituts.
Wo bin ich? Angst und räumliche Orientierung
Mit dem Water-Cross-Maze haben wir eine Versuchsapparatur entwickelt, die es uns gestattet, bei den Mäusen zwischen verschiedenen Navigationsstrategien zu unterscheiden. Mit Hilfe der in vivo-Bildgebung (manganese-enhanced MRI) können wir Hirnregionen identifizieren, die in die jeweiligen Strategien einbezogen sind. Experimente an ängstlichen Mäusen gestatten es uns, die Wechselbeziehung zwischen Ratio und Emotio zu untersuchen.