Klarträume und Metakognition: Bewusst denken – bewusst träumen

Hirnforscher entdecken Gemeinsamkeiten zwischen Traum und Wachzustand

20. Januar 2015

Die eigenen Träume kontrollieren und darin ausleben, was im wahren Leben nicht gelingt – eine wahrlich verlockende Vorstellung. Manche Menschen – sogenannte luzide Träumer oder auch Klarträumer – können das. Forscher der Max-Planck-Institute für Bildungsforschung in Berlin und für Psychiatrie in München haben nun entdeckt, dass bei Klarträumern der Bereich im Gehirn größer ist, der es ermöglicht, sich über das eigene Denken Gedanken zu machen. Klarträumer sind also möglicherweise auch im Wachzustand stärker selbstreflektierend.

Klarträumer wissen, wenn sie träumen. Manchmal können sie den Traum sogar mitgestalten. Die meisten erleben dieses Phänomen aber nur ein paar Mal im Jahr und nur sehr wenige fast täglich. Internet-Foren und Blogs sind voll mit Anleitungen und Tipps zum Klarträumen. Möglicherweise hängt luzides Träumen mit der menschlichen Fähigkeit zusammen, über das eigene Denken nachdenken zu können – der sogenannten Metakognition.

Hirnforscher des Max-Planck-Instituts für Bildungsforschung und des Max-Planck-Instituts für Psychiatrie haben die Hirnstrukturen von Menschen miteinander verglichen, die häufig oder die nicht beziehungsweise nur selten klarträumen. Demzufolge ist bei Klarträumern das vordere Stirnhirn größer. Dieser auch als anteriorer präfrontaler Kortex bezeichnete Bereich steuert als Kontrollinstanz bewusste kognitive Prozesse. Er spielt auch für die Fähigkeit eine wichtige Rolle, das eigene Denken zu reflektieren.

Die Größenunterschiede im vorderen Stirnhirn zwischen Klarträumern und Nicht-Klarträumern deuten darauf hin, dass luzides Träumen und Metakognition tatsächlich miteinander zusammenhängen. Dafür sprechen auch Tests, bei denen die Probanden im Wachzustand Metakognitionsaufgaben lösten. Die dabei erstellten Hirnbilder zeigen, dass die Aktivität bei den Klarträumern höher war. „Das Ergebnis unserer Studie lässt vermuten, dass Menschen, die ihre Träume kontrollieren können, auch in ihrem Alltag besonders gut über ihr eigenes Denken nachdenken können“, sagt Elisa Filevich, die als Postdoc-Wissenschaftlerin im Forschungsbereich „Entwicklungspsychologie“ des Max-Planck-Instituts für Bildungsforschung arbeitet. 

Die Forscher interessiert ferner, ob sich metakognitive Fähigkeiten trainieren lassen. Deshalb  wollen sie Freiwillige in einer weiteren Studie im luziden Träumen trainieren und untersuchen, ob sich dadurch auch die Fähigkeit verbessert, sich über das eigene Denken Gedanken zu machen.

KS/AN/HR

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